- Pombal
- Pombạl,Sebastião José de Carvalho e Mello [- kar'vaʎu ɛ 'mɛlu], Graf von Oeyras [o'ɛjraʃ] (seit 1755), Marquis von Pombal (seit 1770), portugiesischer Staatsmann, * Soure (bei Coimbra) 13. 5. 1699, ✝ Pombal (bei Leiria) 8. 5. 1782; zunächst Diplomat, wurde 1750 von König Joseph I. zum Außenminister, 1756 zum Premierminister berufen. Pombals Arbeit galt der Neuordnung von Schule, Finanzen, Rechtspflege und Heerwesen sowie dem Wiederaufbau Lissabons nach dem Erdbeben von 1755. Seine vom Geist eines laizistischen aufgeklärten Absolutismus geleitete Politik schränkte die Rechte von Adel und Kirche zugunsten der zentralistischen Staatsgewalt ein. 1759 wurden die Jesuiten wegen ihres Widerstands aus Portugal und dessen Kolonien vertrieben (1773 wurde der Orden auf Pombals Betreiben von Papst Klemens XIV. aufgelöst). Pombal suchte Portugal aus der Abhängigkeit vom britischen Handel zu befreien und förderte besonders den Handel mit Brasilien. 1773 schaffte er die Sklaverei in Portugal ab und gab den Indianern Brasiliens nominell gleiche Rechte wie den Portugiesen. Unter dem Einfluss der Gegner Pombals entließ Josephs I. Nachfolgerin Maria I. 1777 den Minister auf dessen eigenen Wunsch. - Pombals Reformwerk, wegen seiner zum Teil rigiden Methoden bis heute umstritten, wurde unter Maria weitgehend aufgehoben. Dennoch hat Pombal, der hervorragendste Vertreter des aufgeklärten Absolutismus in Portugal, die Geschichte seines Landes in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts nachhaltig geprägt.
Universal-Lexikon. 2012.